the window to my life

Nachdem ich gerade einen nachmittag schwedische Gartenarbeit hinter mir habe und mir die Arme schmerzen, brauch ich mal bissl Abwechslung und möchte von meinen Erlebnissen bezüglich schwedischen Arztbesuch erzählen. Ich kann keine großen Reden schwingen über das ganze schwedische System, nur meine eigenen Erfahrungen wiedergeben.

Leider hat es sich ergeben, dass ich die Notdurft nach einen Arzt habe – gynäkologischer Natur, habe ich ein Problem was mir und meiner Familie der ich mich anvertraut habe Rätsel aufgibt. Ich habe mit meinem Gynäkologen in Österreich e-mail Kontakt gehabt und der hat mir mal 10 Tage Anitibiotika verschrieben, als noch immer keine Besserung in Sicht war, war klar – ich muss in Schweden zum Arzt. Meine Begeisterung lies erstmal zu wünschen übrig, das Unbekannte schreckt mich doch noch und dann vorallem mit so einem heiklen Thema. Mein Freund ist zwar Schwede, aber bei solchen Sachen hat er auch keinen Plan – man hat nicht die freie Arztwahl – man geht mit allem ins Krankenhaus habe ich mir sagen lassen. Mein Freund hat also erstmal im Krankenhaus auf der Gynäkologie angerufen, dort wurden wir in die nächste Vårdcentral  (so eine Art medizinischem Care Center) geschickt – wir sollen uns dort eine Überweisung für die gynäkologische Abteilung holen. Wir also in die nächste Vårdcentral am nächsten Tag, dort hat man uns weggeschickt – wir sind falsch – wir gehören zu einem anderen Bezirk. Meine Mutter in Wien hat schon gestrampft vor ungeduld und geschimpft und ich kann ihren Unmut teilen – in Österreich wird man prinzipiell nicht weggeschickt wenn man ein medizinisches Anliegen hat – ein glattes Minus für Schweden in meinen Augen. Wir wurden nach „Kronoparken“ verwiesen. Da es schon Abends war und die Vårdcentral nur bis 17 Uhr offen hat mussten wir heimfahren. Mein Freund hat am nächsten Tag in Kronoparken angerufen, nein auch da waren wir falsch. Da wir am Land wohnen zwischen zwei Städten stellte sich heraus wir waren in der ganz falschen Stadt – wir mussten nach Molkom in die Vårdcentral fahren. Am nächsten Tag (genauergesagt letzten Dienstag) also dorthin … es war NICHTS los – das ist ein glattes Plus. Wie überall in Schweden musste man eine Nummer ziehen, nur das die Nummer die wir zogen bereits am Display stand. Nur die Rezeptionistin war nicht da – dafür konnte man eine Glocke ringeln und die Dame erschien. Ich war ein bissi verunsichert, da ich ja durch den Leistungsexport noch über Österreich versichert war und nicht genau wusste ob die europäische Krankenversicherungskarte ohne Umschweife akzeptiert wird – aber der Rezeptionistin war das so egal. Die hat die Karte nichtmal angeguckt, nur meine Personnummer eingegeben – 150 Kronen Praxisgebühr kassiert und wir wurden gebeten zu warten. Das ist ein weiteres Minus für mich in Schweden. Praxisgebühr … sowas haben wir in Österreich nicht, gelobt sei die E-Card. Ich weiß auch das die Schweden 100 Euro pro Monat zahlen müssen für die internationale Versicherungskarte – mein Freund hat sich das mal machen lassen – wir haben die einfach hinten auf der E-Card drauf. Also Ösis … kein Beschweren über die pleite Krankenkasse ab jetzt mehr :p

Nach kurzem warten wurden wir von einem viel zu jung aussehnden Arzt in ein Zimmer gebeten – er redete auch englisch. Ich trug also mein Anliegen vor und dann musste ich mich teils nackig machen. Äh ja … einfach so ohne Kabine und mit meinem Freund neben mir sitzend. Das kenne ich aber von Ösi-Gyns anders, aber egal, man will ja nicht prüde wirken, also habe ich halt Haut gezeigt. Dann auf einmal meinte er – er will mal mit seinem Kollegen Rücksprache halten, der ist Gynäkologe …. urghs … wieso zieh ich mich eigentlich vor dem aus wenn das gar kein Gyn ist? LACH … nagut …. RÄUSPER …. der viel zu junge Arzt ist also abmarschiert und mein Freund und ich saßen bedröppelt da -wir dachten wir kriegen hier einfach nur ne Überweisung, aber nagut.

Der Arzt kam zurück und fragte mich so ca. 100 Mal ob ich schwanger sein könnte – was ich verneinte. Geglaubt hat er mir nicht, wollten nen Schwangerschaftstest machen und einen Hormonstatus, aber nicht mehr heute – das musste man am Vormittag machen – und da musste mein Freund arbeiten, ich musste also ganz alleine nochmal dorthin. Am nächsten Tag mit Navi ausgestattet habe ich mich auf den Weg gemacht und ich muss  sagen es war ein scheiß Gefühl dort zu sein ohne die nötigen Sprachkenntnisse – mit der Rezeptionistin habe ich mich mehr schlecht als recht verständigt und ich wusste nicht soll ich warten, soll ich weitergehen – da kein anderer Patient da war konnte ich mir nix abschauen – es war gähnende Leere, ich war der einzige Patient dort. Ich beschloss, wenn ich mehr als ne halbe Stunde hier saß und ignoriert werden würde, dann würde ich einfach mal den Gang weiter entlang gehen und gucken. Es gab viele Infoschilder an den Wänden, von denen ich kein einziges lesen konnte … ich verfluchte mal wieder das Komvux … bis jetzt hat sich kein Schwein auf mein Ansuchen auf den Sprachkurs SFI gemeldet – seufz.

Dann kam endlich eine Schwester und ruf mich auf … mit Vornamen … eh klar. Ob ich mich an das je gewöhnen werde? Das Blutabnehmen und in den Becher pinkeln ging rasch, dazu braucht man ja auch nichts verstehen. Gott sei Dank gibt es immer wieder Schweden die sich freuen englisch zu reden, so auch die Schwester. Ich glaube das Lager der Verweigerer und der „Freuer“ ist ca. 50/50 geteilt.

Nachdem alles geschafft war, war ich richtig fröhlich … nur … der nächste Termin für die Ergebnisse ist erst jetzt kommenden Dienstag – also genau 7 Tage dazwischen. Das finde ich persönlich sehr lange …. ich mein …. der Arzt sagte mir meine möglichen Diagnosen liegen irgendwie zwischen Tumor an einer Hormondrüse im Hirn und einfache stressbedingte Hormonstörung … wer will auf solche Ergebnisse 7 Tage warten? In Wien wenn ich ins Blutlabor marschier mit einer Überweisung in der Früh, ruf ich am Nachmittag an und lass mir meine Ergebnisse durchsagen. Aber ich gebe nicht Schweden die schuld dafür, ich denk mir, wenn man heimisch ist, dann weiß man sich viel besser zu helfen, weiß man besser wo man hingeht, wie man sich durchsetzt, traut man sich vielleicht auch eher Einspruch gegen so lange Wartezeiten erheben. Mein Freund ist ja nun leider auch nicht versiert bei dem Thema und schwedische Freundinnen habe ich leider keine … naja … mal schauen am Dienstag wie es weiter geht und ich hoffe ich kann vielleicht ein paar potenziellen Auswanderern mal in Zukunft was ersparen an herumgerenne und herumtelefonieren – lach.

Nun glaub ich muss ich mir das Gras von den Füßen waschen gehen … bitte haltet mir die Daumen, morgen ist mein zweiter Termin beim Arbeitsamt – mit Marlin … und ich muss da auch alleine hin da mein Freund arbeitet – so langsam nable ich mich ab *g*

Kommentare zu: "Vårdcentral bzw. Arztbesuch auf schwedisch" (3)

  1. Flora schrieb:

    Ach du Arme, das klingt ja nach einer richtigen Odyssee! Ich hoffe sehr, dass du nix dramatisches hast in deinem „Mädibereich“, dass sich ein Job auftut und dass du einen Sprachkurs bekommst =)

    Die Fotos von deinem neuen Zuhause sind wirklich superschön!

    Hoffentlich bis bald,
    Bussi,
    Flora

    • noch ein kommentar das ich erst jetzt sehe und es ist schon fast ein jahr alt *haende uebern kopf zusammen schlag* danke alles ok bei mir und sprachkurs laeuft gut. danke fuer das kompliment mit dem haus 🙂

  2. hey rädisa, ojeoje… drücke dir die Daumen, dass gesundheitlich alles klar geht. Das könntest du nun wirklich nicht gebrauchen. Ist schon hart, so ins kalte Wasser zu springen – aber das schaffst du / ihr! Silly, dass man sich zuerst mit all diesen blöden Formalitäten herumschlagen muss. Da sorgt man sich zuviel und kann die Veränderung nicht wirklich genießen. Hoffe für dich, dass die Freude später noch richtig „nachkommt“. Gib dir ein paar Monate Zeit – Sprache, Umgebung, neue Leute, Arbeit und Freizeitbeschäftigung… entdeckt man ja alles erst nach und nach und muss alles erstmal verarbeiten. Denk an die Schockphase *grins* 😉 du hast es so gewollt ! Liebe Grüße, Katgo.

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